Chris De Bié - Storia Theurgica - The Hippie trail - www.storiatheurgica.net
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Storia Theurgica
The Hippie trail


Einleitung

- _1. Die Flucht
- _2. Tor zu Asien
- _3. Persien
- _4. Afghanistan
- _5. Pakistan
- _6. Indien
- _7. Nepal
- _8. Zurück nach Europa
8. Zurück nach Europa

Jaipur - Quetta - Teheran - Istanbul - Athen - Brindisi

 
Quetta

 
Es war Ramadan und meine Suche nach Getränken und Speisen blieb erfolglos. In Indien hatte ich nicht mitbekommen dass der Fastenmonat begonnen hatte. Nachmittags nahm ich den Zug nach Quetta und schlief wie die Meisten ziemlich schnell ein. Als ich abends wach wurde stillten meine Nachbarn gerade ihren Hunger und Durst und ich war sehr dankbar für jeden Chai oder ein Stück Brot. Nach einer Fahrzeit von fast 24 Stunden erreichten wir endlich die Hauptstadt des autonomen Belutschistan und alle freuten sich auf das Fastenbrechen. Die Sonne ging unter und die Belutschen versammelten sich um große, üppig gefüllte Messingteller. Und erneut hatte ich als Vegetarier keine grosse Auswahl. Ich labte mich an irgendeinem vegetarischen Gericht und versorgte mich mit Brot, Obst, Trockenfrüchten und Mineralwasser. Neben einigen versteckten Geschäften in Rajasthan gab es hier die letzten legalen Haschisch- und Opiumläden. In etlichen Chaishops konnte man Haschisch kaufen und konsumieren. Es kam aus Afghanistan, dessen Grenze nur 100 km entfernt war. Zwar gibt es auch im Norden von Pakistan ergiebige Cannabisfelder; aber wir waren in Belutschistan. Das umfasst den Süden von Persien und Afghanistan und den Südwesten von Pakistan. Bedingt durch die Autonomie galten hier andere Gesetze als im Rest des Landes.

Mit meinem letzten Geld nahm ich allabendlich aus jeden dieser Läden ein paar Gramm besten Afghani mit. So fiel nicht auf, dass ich eine größere Menge einkaufen wollte und die Leute hielten mich für einen großen Raucher. Ein Gramm bestand aus 5 Stäbchen à 0.2 Gramm. So groß wie italienische Wachs-Steichhölzer. Nach einer Woche hatte ich 180 Gramm zusammen. 60 Stäbchen presste ich zu fingerförmlichen Portionen mit einem Gewicht von einer Tola zusammen. Sie erinnerten mich an die Tagesernten im Himalaya. Mit 50 Tolas im Gepäck reiste ich unbehelligt von Manikaran bis Goa. Aber jetzt galt es gefährliche Staatsgrenzen zu überwinden. Pakistan, Persien und die Türkei. Also verpackte ich das Haschisch in Kondome und versuchte es in meinen Enddarm unterzubringen. Tagelang gewöhnte ich meinen Darm an diese ungewöhnliche Fracht und brachte es schließlich auf 10 Tolas. 24 Stunden vor meiner gefährlichen Reise aß ich eine letzte, kleine Mahlzeit. Und 2 Stunden vor Fahrtbeginn belastete ich meinen Körper trotzdem mit meiner ganzen Ausbeute. Ich konnte mir nicht leisten 60 Gramm einfach wegzuwerfen, denn das war mein ganzes Kapital. Das Risiko war riesig und der zu erwartende Gewinn eher gering. Aber ich hatte keine andere Wahl.

Im Busbahnhof traf ich am frühen Morgen auf 2 total bekiffte Italiener mit ihren dreckigen Seemanns-Beuteln. Mein Gepäck hatte ich ordentlich in einer grossen Tasche verstaut und war total nüchtern. Im hinteren Teil des Busses nahm ich Platz - etwas entfernt von den Italienern und den meisten Fahrgästen. Auf hölzernen Sitzbänken begann eine qualvolle Reise. Wenn der Bus über ein Loch oder ein anderes Hindernis fuhr, meldete sich jedesmal meine „Fracht“ und verursachte Kummer. Sie wollte endlich wieder raus. Es wurde immer heißer und meine Qualen notierten auch einige Reisende. Und sie wunderten sich auch, dass ich nach dem ersehnten Sonnenuntergang nichts ass.

Kurz vor dem Erreichen der Pakistanischen Grenze wurde ich morgens wach und beobachtete etwas sehr Ungewöhnliches. Aus der Wüste näherte sich ein Motorrad und der Bus stoppte. Der Fahrer übernahm einen Sack und verschwand wieder in der Einöde. Die Grenze erwies sich als relativ harmlos und im 'Niemannsland' zwischen Pakistan und Persien erschien wieder das Motorrad und die geheimnisvolle Ladung wurde im Bus verstaut. Der Busfahrer bekam ein großes Stück Fleisch geschenkt und das schien Niemanden zu erstaunen.

Bis jetzt war ja Alles gutgegangen. Aber der Druck in meinem Darm wurde immer unerträglicher und mir wurde immer mulmiger.
„Auf was hatte ich mich da eingelassen“ dachte ich und hatte eine Vision. Oder war es eine Fata Morgana? Erneut tauchte mein mich schützender Dämonenschreck auf, diesmal in einem Tempel aus Sandstein.
 

 
 
 

Fata Morgana
Digitales Bild von Chris De Bié

An der Persischen Grenze wurden Einheimische von den Touristen getrennt und ich ging hinter den Italienern zur Passkontrolle. Das ging reibungslos und wir kamen zum Zoll. Angewidert sah der Beamte nur kurz in deren Säcke und durchsuchte mein Gepäck dafür umso gründlicher. Er forderte mich auf meine Sandelholz-Kästchen mit meinen Steinen und Silber zu leeren. Möglichst gelassen wirkend tat ich das auch, aber beim Wiedereinpacken der Juwelen verlor ich die Kontrolle über meine Finger. Nach dem 2. misslungenen Versuch sah mir der Zöllner tief in die Augen. Beim 3. Anlauf klappte es und er winkte mich durch. Sonst wäre ich wohl einer Leibesvisite unterzogen worden. Die nächste Hürde war das Büro, in dem die Impfpässe kontrolliert wurden. Und dahinter befanden sich Waschgelegenheiten und Toiletten Kurz nach Schließen der Toilettentür entlud sich mein Darm. Das war eine wohltuende, aber auch gefährliche Befreiung. Glücklicherweise war ich alleine und konnte mich unbemerkt säubern und die Kondome abwaschen. Das Haschisch wollte ich meinen geschundenen Eingeweiden nicht nochmal zumuten und steckte es jetzt einfach in die Hosentaschen. Ich beschloss meinem Beschützer irgendwann einen Tempel zu bauen, sollte ich auch die nächsten Grenzen glücklich überwinden.


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  Chris De Bié

 
 
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© by Chris De Bié admin: 17.03.2019