Chris De Bié - Storia Theurgica - The Hippie trail - www.storiatheurgica.net
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Storia Theurgica
The Hippie trail


Einleitung

- _1. Die Flucht
- _2. Tor zu Asien
- _3. Persien
- _4. Afghanistan
- _5. Pakistan
- _6. Indien
- _7. Nepal
- _8. Zurück nach Europa
8. Zurück nach Europa

Jaipur - Quetta - Teheran - Istanbul - Athen - Brindisi

 
Istanbul

 

Die pakistanisch-persische Grenze hatte ich glücklich überwunden und jetzt galt es die persisch-türkische Grenze zu meistern. Lebhaft erinnerte ich mich an die Warnung der Afghanen vor 15 Monaten an der Islam Quala:
„YOU BETTER THROW ALL YOUR HASHISH AWAY!“
Jetzt überquerte ich mit einer relativ geringen Menge die gefährlichsten Grenzen und mir wurde etwas mulmig zumute. Viele Bilder gingen durch meinen Kopf. Am Ende eines langen, dunklen Tunnels erschien eine Lichtgestalt. Es war mein Dämonenschreck, gehüllt in den Farben des Regenbogens.

 

 
 
 

Dämonenschreck, gehüllt in den Farben des Regenbogens
Digitales Bild von Mimulux

Seine Erscheinung verstand ich als ein gutes Omen und nahm mir jegliche Angst. Den Geruch der Wüste genießend fuhr ich auf einer endlos scheinenden Straße, durch eine karge und eintönige Landschaft bis ich endlich einschlief. Ein persischer Zöllner weckte mich auf und fragte mich nach meinem Pass. Er winkte mich durch wie auch sein türkischer Kollege. Sie waren mit den kurdischen Mitreisenden beschäftigt. Es ging wohl um einen größeren Schmuggel von Waffen oder Drogen.

Was für eine Erleichterung! Es ging vorbei am Berg Ararat, wo die "Arche Noah" gestrandet sein soll. Wohin wird mich der Fluss des Lebens führen, mich an Land spülen? Wo werde ich wohl stranden? Ich erinnerte mich an Giuliano und Anna aus Rom. Im Tourist-Camp in Delhi hatten sie mir ihre Adresse zugesteckt für den Fall, dass es mich auf meiner ungewissen Reise dorthin verschlagen sollte. Italien hatte ich 1974 auf meiner ersten Asienreise kurz kennengelernt. Mit unserem Opel Blitz machten wir einen Umweg über Florenz um dort unsere knapp bemessene Reisekasse etwas aufzufüllen. Auf dem von Touristen beliebten Piazzale Michelangelo parkten wir unser Auto. Von hier hat man eine grandiose Aussicht über diese wunderschöne Stadt und wir bastelten aus mitgebrachtem Messingdraht und Glasperlen Ohrringe und Ketten. In der Stadt entdeckte ich in einem Angelbedarfs-Geschäft Blinker. Diese Kunstköder aus glänzendem Messing integrierte ich in meine Ketten. Meine ersten Schmuckstücke wurden zu einem Verkaufsschlager. Ein Exemplar verkaufte ich an eine wunderschöne Dänin namens Edda. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und liebten uns in den Gärten unterhalb des Platzes und durchstöberten danach die Stadt. Auf dem Piazza del Duomo fanden wir halbgegessene Wassermelonen, an denen wir uns labten. Leider war sie auf dem Weg nach Israel in einen Kibbutz und ich auf dem Weg nach Indien. Und keiner von uns wollte seine Reiseroute ändern. Deshalb trennten sich unsere Wege auch so schnell. Habe oft an sie gedacht. Nach diesen süßen Erinnerungen beschloss ich nach Rom zu fahren.

In Istanbul ging ich in den überfüllten Pudding Shop und setzte ich mich zu einer Gruppe Amerikaner. Die kannte ich doch!
  Mimulux

 
 
 

Pudding Shop
Foto aus dem Archiv des Pudding Shop - Lale Restaurant

„Bist Du es Chris?“
„Ja, jetzt erinnere ich mich an Euch!.“
1970 fuhr ich in ihrem VW Bus von Ibiza nach Rotterdam. Zum Holland Pop Festival. Auch „Stamping Ground“ genannt. 3 Tage Love and Peace in einem Park an einem See in Kralingen. Die Europäische Antwort auf Woodstock. Mit einem weitaus besseren Angebot von Gruppen in einem etwas kleineren Rahmen. Das war viel besser organisiert und lief ohne nenneswerte Störungen ab. Es traten u.a. It's a Beautiful Day, Jefferson Airplane, Santana, Canned Heat, Byrds, Family, Caravan, Softmachine und Pink Floyd. auf. Auf Softmachine freute ich mich besonders. Und natürlich auf Pink Floyd. Dealer saßen ungestört mit ihren Waagen auf dem Gelände und die Preise für das Dope wurden über Lautsprecher bekanntgegeben. Pink Floyd bestellten Trips für ihren Auftritt und die vielen Geheimpolizisten griffen nicht ein. Dieses friedliche Beisammensein konnte oder wollte man nicht stören. Meine amerikanischen Freunde verkauften dort bestes LSD und auf der Vorderscheibe ihres Busses klebte ein Schild: „We sell Acid.“
  Pudding Shop

 
 
 

VW-Bus
Bild von Dravidian Ageran

In den 3 Tagen nahm ich 3 auf Löschpapier geträufeltes Acid ein. Bei meinen Reisen bekam ich nicht das ganze Bühnenprogramm mit, aber dafür viele kleine spontane Sessions. Es ging mehr um das friedliche Miteinander als um die berühmten Gruppen auf der Bühne. Softmachine war dann mein Highlight. Aber leider verpasste ich Pink Floyd. Mein excessiver LSD-Genuss forderte seinen Tribut und ich schlief ein.

Mit meinen amerikanischen Freunden ging ich durch den Sultan Ahmet Park und verkaufte ihnen die Hälfte meines Schatzes zu einem sehr guten Preis. Den Rest hob ich mir für Italien auf. Sie waren glücklich und ich auch.
 

 
 
 

Sultan Ahmet Park

Wir schwelgten in Erinnerungen an das legendäre Festival. Sie hatten alle Trips verkauft und danach ihren Bus erfolgreich zum spanischen Einkaufspreis veräußert, um danach in die USA zurückzukehren. Jetzt waren sie auf dem Pfad, den man später den "Hippie trail" nennen würde. Diesmal waren sie mit einem Bus der Magic Bus Agentur unterwegs. Keiner von uns ahnte, dass dieser Weg schon bald Geschichte sein würde. 7 Monate später, im April 78, gab es einen Putsch durch pro-sowjetische Offiziere in Afghanistan, und danach war es sehr schwierig oder unmöglich dieses wunderschöne Land zu besuchen. Mit seinen Buddhas in Bamiyan, den vielfarbigen Seen in Band-e-amir und der berühmten Chicken-Street in Kabul. Und fast parallel begann die Islamische Revolution in Persien und im Dezember 79 marschierten die Sowjets in Afghanistan ein. Und auch sie hatten das Glück einer der Letzten zu sein, denen das möglich war. Wir alle wurden zu einem Teil einer Legende. Unterwegs auf dem Landweg zu den gepriesenen Ländern. Und ich versüßte Ihnen die lange Reise bis Afghanistan. Dem Ursprungsland meines vorzüglichen Dopes. Darüber dürften sich auch einige Mitreisenden gefreut haben. Ich empfahl ihnen Orte zu besuchen, die abseits des ausgetretenen Pfades lagen. Afghanistan, abseits von Herat und Kabul. Nicht nur Anjuna sondern auch Arambol. Besonders riet ich ihnen einen Ausflug nach Hampi zu unternehmen. mit seiner bizarren Landschaft. Hier hatte ich wohl die außergewöhnlichsten Erlebnisse meiner Reise gemacht. Nicht nur Kathmandu, sondern auch Pokhara mit den majestetischen Annapurna Gipfeln, die sich bei klarem Wetter im Phewa See spiegelten.

"Hütet Euch vor falschen Freunden, Betrugsversuchen aller Art und genießt und ehrt die Gastfreundlichkeit von wahren Freunden. Wenn Ihr ehrlich und offen seid dann werdet auch ihr mit offenen Armen empfangen. Wünsche Euch eine bewusstseinserweiternde Reise!"
"Danke für Deine Ratschläge Chris! Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja nochmal. Wir wünschen Dir einen erfolgreichen Abschluss Deiner Flucht."

Im Bazaar kaufte ich mir einen neuen Rucksack und westliche Kleidung. So dass nur noch mein Pass Auskunft über meine Reise gab. So war ich gut gerüstet für meine nächste Etappe. Über Athen, Brindisi bis nach Rom. Dort werden sich meine Italienischen Freunde sehr über dieses außergewöhnliche Dope freuen. Das sollte ein guter Einstieg werden. Ich besaß etwas sehr Seltenes, dass man nicht so einfach findet und kaufen konnte.

Ich ging den Hügel hinunter zum Goldenen Horn. Die alte zweistöckige Galata-Brücke ruhte auf Pontons. Unterhalb der Fahrbahn verlief ein Steg mit kleinen Restaurants und Teestuben.
  Peter Engelhardt

 
 
 

Galata-Brücke
Fotos von Peter Engelhardt

Dort rauchte ich eine Wasserpfeife und nahm wehmütig Abschied von Asien. Diese Reise hatte mein Leben verändert und diese Erfahrung teilte ich wohl mit vielen. Die meisten kehrten mit einem neuem Lebensgefühl in ihre Heimat zurück. Einigen waren in der gleichen oder ähnlichen Situation wie ich: Wir konnten nicht zurück, weil uns zu Hause große Probleme erwarteten!

Die Brücke schien zu schwanken und spiegelte meine Besorgnis wieder. Werde ich weiter so erfolgreich sein? Bis jetzt war ja alles gutgegangen. Plötzlich erschien mir wieder mein Beschützer, der mich auf meiner Reise begleitet hatte. Während ich den Khyber-Pass hinunter wirbelte, im Monsoon in Arambol, in den Tempeln von Hampi, in Kathmandu, in der Wüste von Beluschistan und vor der Persischen Grenze.
 

 
 


Video von Chris, Tabaiba, Dravidian, Ruff, Fu,
Lichtfaktor aka Sehvermögen und Peter
 
Er verabschiedete sich von mir mit einem dämonenabwehrenden Dolch. So gerüstet sollte ich auch meine Rückkehr ins Abendland meistern.
  Chris De Bié

 

Tabaiba



Dravidian Ageran

 
 

Theurgischer Dolch von Chris De Bié

Gekräftigt und beruhigt durch diese Begegnung kaufte ich eine Fahrkarte über Thessaloniki bis Athen. Im Pudding Shop genoss ich noch einmal die Gesellschaft und das Gemeinschaftsgefühl der Reisenden. Blickte in die leuchtenden Augen der Rückkehrer und in die Gesichter der neugierigen und erwartungsvoll aufbrechenden Freaks.


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  Ruff Libner - travelling didjeridoo

 

Ardian Fu



Lichtfaktor
aka Sehvermögen



 
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© by Chris De Bié admin: 17.03.2019