Chris De Bié - Storia Theurgica - The Hippie trail - www.storiatheurgica.net
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Storia Theurgica
The Hippie trail


Einleitung

- _1. Die Flucht
- _2. Tor zu Asien
- _3. Persien
- _4. Afghanistan
- _5. Pakistan
- _6. Indien
- _7. Nepal
- _8. Zurück nach Europa
6. Indien

Amritsar - Haridwar - Rishikesh - Manikaran - Pushkar
Bombay - Goa - Hampi - Dharamsala - Gorakhpur

 
Rishikesh

Mit einem Bus fuhr ich dem Fluss entlang nach Rishikesh, wo der Ganges den Himalaya verlässt, und das Wasser noch so sauber ist, das man es unbedenklich trinken kann. Viele Hindus trinken es auch viel weiter flussabwärts noch, wenn es mit Arsen, Quecksilber und anderen Giften verschmutzt ist. Man konnte sogar Fische im klaren Strom sehen. Aber der Genuss von Fisch und sogar von Eiern ist untersagt, und natürlich ist Fleisch und Alkohol verboten.
 
 

 
 
 

Ghats

Ich nahm ein Zimmer in einer, von einem sympathischen Swami geleiteten Pension. Die Räume rahmten sich um einen großen Innenhof mit Garten.
  Ting Po

 
 
 

Swami

Ein Refugium für einige Saddhus und eine preiswerte, komfortable und angenehme Unterkunft für ein paar Europäer.
 

 
 
 

Familie mit Swami im Innenhof

In diesem kleinen und beschaulichen Ort befindet sich der Ashram vom großen Swami Sivananda, der 1963 verstarb. Und hier befand sich auch das Camp von Maharishi Mahesh Yogy. 1968 waren hier die Beatles zusammen mit Mike Love, Donovan und Mia Farrow zu Gast. "Dear Prudence" vom 'Weißen Album' und der "Maharishi-Song" von den Sessions sind dadurch entstanden. Entsprechend einiger John Lennon Biographien glaubte der Sänger und Songschreiber sich "enttäuscht und verraten" durch Maharishi. Als der 'Guru' ihn fragte, warum er das Camp verließ, antwortete Lennon: "Wenn Du wirklich so blutig erleuchtet bist, solltest du bereits wissen, warum." Immerhin hat George Harrison in Indien auch Ravi Shankar kennen gelernt, und damit großen Einfluss auf die weitere Musik der Beatles gehabt und beeinflusste damit die gesamte Musikgeschichte.

Ohne Frage ist Rishikesh ein kraftvoller Ort mit der positiven Energie von großen verstorbenen und lebenden 'Rishis', oder zu deutsch 'Sehern'. Wenn aber der 'heilige Geist' zu Markte getragen wird, wird es scheinheilig.
 

 
 
 

Auf der Veranda der Pension

Ich lernte in der Pension einen jungen Saddhu, einen Bettelmönch, kennen. Er lud mich ein, ihn auf seiner Pilgerreise zur Gangesquelle zu begleiten. Die nächste Station sollte Kedarnath sein. Am nächsten Morgen machten uns auf den Weg in den Himalaya.

Wir nahmen frühmorgens einen Bus nach Gaurikund. Von dort wanderten wir 14km nach, das auf einer Höhe von 3584 Metern gelegene, Kedarnath. Von dort sind es noch ungefähr 300 km über Badrinath nach Gaumuhk, der Quelle des Ganges. Gangotri, der nächste Ort, d.h. die nächste bequemere Übernachtungsmöglichkeit, liegt 18 km entfernt. Auf dem anstrengenden, aber atemberaubend schönen Weg, überholten wir manchmal ältere Pilger. Die meisten waren Saddhus, die uns immer wieder zu einem Chillum einluden. Laut dem 'Mahabharata', eines der großen Volks-Epen, flüchtete Shiva, der Chillum rauchende Gott, nach Kedarnath. Die Pandavas wollten Lord Shiva die Ehre erweisen, aber er wollte sie nicht empfangen, da sie Glaubensbrüder getötet hatten. Als er die Pandavas kommen sah, verwandelte er sich in einen Stier. Nachdem im klar wurde, dass sie seine Verwandlung bemerkten, versuchte er im Untergrund zu verschwinden. Aber die Pandavas waren schneller und hielten die Hinterbeine des Stieres fest und verhinderten dadurch sein Verschwinden. Im darauf folgenden Kampf, erschienen unterschiedliche Teile des Körpers an verschiedenen Plätzen. In Kedarnath der Buckel, die Stirn bei Pashupatinath in Kathmandu, der Torso in Madhmaheshwar, die Arme in Tungnath, das Gesicht in Rudranath und die Haare in Kalpeshwar. Kedar ist auch ein anderer Name für Shiva und für einen Stein, der vom Ganges in all den Jahren abgerundet wurde. Außer dem runden Stein findet man im Haupttempel auch einen Lingam, Shivas Phallussymbol, in einer außergewöhnlichen Pyramidenform. Kedarnath ist also ein Shiva geweihter, heiliger Ort.
 

 
 
 

Ein erntender Baba
Fotos von Ting Po - 1975
Photos by Ting Po - 1975

Entlang des Pfades fand man immer häufiger Cannabis-Pflanzen. Die Babas, die Väter, wie man auch die Saddhus bezeichnet, rieben die Pflanzen zwischen den Händen, und langsam wuchs in ihnen eine kleine Wurst aus Charas. Diese Technik gibt es nur im Himalaya. Je höher, desto besser. Das beste Haschisch der Welt. Unvergleichlich. Total 'high' ereichten wir am Abend den kraftvollen, heiligen Ort. In dieser magischen Atmosphäre nahm ich mit meinem Freund ein Zimmer in einer Lodge. Was dieser sichtlich genoss, denn die Anderen schliefen draußen. Die halbe Nacht verbrachte ich mit den Babas, während mein Weggefährte schon träumte. Als ich endlich in meinem Bett lag, hatte ich Schwierigkeiten einzuschlafen. Im Halbschlaf hatte ich einen denkwürdigen Traum:
 

 
 
 

"Morpheusisdreaming"
Digitale Grafik von Dravidian A. Ageran


Ein furchteinflößendes Wesen, dessen Aussehen ich nicht näher bestimmen konnte, verfolgte mich durch eine Berglandschaft. Hinter einem Busch entdeckte ich einen kleinen Eingang, ich kroch hindurch, und fand mich in einer dunklen und muffigen Höhle wieder. Ich lief immer weiter hinein, bis ich mich sicher genug fühlte, um ein Feuerzeug anzumachen. Kurz bevor ich mir die Finger verbrannte, entdeckte ich einen, auf dem Boden liegenden, mich anstarrenden Schädel. Vor Schreck fiel mir das heiß gewordene Feuerzeug aus der Hand. Ich wagte nicht nach ihm zu suchen, weil ich Angst hatte, irgendetwas zu berühren. Vorsichtig versuchte ich wieder aus der Höhle herauszukommen. Als ich endlich das Licht des Eingangsloch sah, wachte ich schweißgebadet auf.

Auch mein Freund wachte auf.
"Was ist passiert? Hattest Du einen schlechten Traum.?"
"Ich hatte eine Begegnung mit einem Dämon!"
"Lass uns heute weitergehen. Bis Gangotri ist es noch ein langer Weg. Gangama wird Dir helfen!"
"Wie lange braucht man dafür?"
"Vielleicht drei Wochen. Das hängt auch vom Wetter ab."
"Entschuldige bitte, aber das ist mir zu lang!"
"Shiva wird Dich dafür belohnen!"
"Entschuldige, aber ich gehe zurück nach Rishikesh!"
Nach dem Frühstück kaufte ich ein paar Lebensmittel für die Babas, und machte mich auf den Rückweg. Mein Saddhu zog mit den Anderen weiter.
  Dravidian A. Ageran

 
 
 

Die Ernte
Foto von Ting Po - 1975
Unterwegs bekam ich Lust etwas zu rauchen, und rollte ein paar Blätter zwischen meinen Händen, wie es die Babas taten. Ich brauchte sehr viel länger als diese, aber nach einigen Stunden hatte ich genügend zusammen, um mir einige Joints zu drehen. Ein Chillum besaß ich noch nicht. Ich hatte von einem Baba in Hampi gehört, der für seine Chillums berühmt war. Dort wollte ich mir eins besorgen.

Auf den letzten Kilometern fing es an zu regnen, und über Rishikesh kreiste ein Rabenpaar. Was für eine Symbolik!
 

 
 
 

Raben über Rishikesh
Digitale Grafik von Dravidian A. Ageran
nach einem Foto von Ardian Fu

In der nordisch-germanischen Mythologie sind sie Boten des Gottes Odin und informieren ihn über das Weltgeschehen. Man könnte sie auch als Spione bezeichnen. Im Christentum sind es Nachrichtenträger des Heiligen Oswald, und sollen beim Wiederfinden von gestohlenem Eigentum helfen. Im Hinduismus begleiten sie die blutrünstige Kali, und gelten auch als Vorboten des Todes. Bei den nordamerikanischen Indianern glaubt man, dass sie so lange an ihrem Schatten picken, bis sie von ihm verzehrt werden. Sie repräsentieren aber auch Helfer während mutiger Änderungen des Bewusstseins.

Wie sollte ich das deuten?
Sie symbolisieren sowohl positive, als auch negative Aspekte.
Sollte ich hier bleiben, um ein höheres Bewusstsein zu erlangen?
Werde ich mein gestohlenes Geld wiederbekommen?
Oder werde ich, von Dämonen verfolgt, in Indien sterben?


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© by Chris De Bié admin: 17.03.2019