Chris De Bié - Storia Theurgica - The Hippie trail - www.storiatheurgica.net
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Storia Theurgica
The Hippie trail


Einleitung

- _1. Die Flucht
- _2. Tor zu Asien
- _3. Persien
- _4. Afghanistan
- _5. Pakistan
- _6. Indien
- _7. Nepal
- _8. Zurück nach Europa
6. Indien

Amritsar - Haridwar - Rishikesh - Manikaran - Pushkar
Bombay - Goa - Hampi - Dharamsala - Gorakhpur

 
Pushkar

Mit 50 Tolas im Gepäck fuhr ich nach Delhi, wo mich nach der wohltuenden Ruhe in den Bergen, das übliche Chaos erwartete. Mit all seinem Lärm und Smog, verursacht vor allem durch die Tuk-Tuks, den dreirädigen Motorradrikshaws. Besonders am Connaught Place wurde der Kontrast zwischen Armut und Reichtum sichtbar. Hier fand man die edelsten Geschäfte und teuersten Restaurants mit der ganzen Vielfalt der Küche des Indischen Subkontinents. Und zu meinem Wohlgefallen, immer streng getrennt zwischen vegetarisch und nicht vegetarisch. Aber man begegnete auch überall Bettlern, die darauf hofften, ein paar Paisas abzubekommen. Aber gewöhnlich waren es nicht die Reichen mit ihren dicken Bäuchen, die den Ärmsten etwas abgaben. Die schämten sich auch nicht für ihre Leibesfülle, denn die war auch Ausdruck ihres Reichtums. Selten habe ich soviel Dekadenz erlebt. Natürlich gab ich ab und zu den bemitleidenswerten Menschen, darunter viele Kranke mit abgetrennten Gliedmaßen und offenen Wunden, ein Almosen. Hätte ich jedem etwas gegeben, wäre mein Geld bald aufgebraucht gewesen. Und wenn ich eine Rupie spendete, verfolgte mich manchmal eine ganze Horde.

Ich nahm einen Zug nach Jaipur, der Stadt der Edelsteinschleifer und Goldschmiede, und von dort einen Bus über Ajmer bis Pushkar. Der idyllische Ort liegt am Rande der Wüste Thar, in dessen Mitte der heilige Jayestha-See liegt. Vom Ratnagiri-Hügel mit seinem Saraswati-Tempel hat man einen herrlichen Panoramablick.
 
 

 
 
 

Ratnagiri Hügel

Der Legende nach flog einst Brahma auf der Wildgans Hamsa über die Erde um eine geeignete Stelle für ein Opfer zu finden. Er ließ drei Lotosblüten auf den Boden fallen und sogleich sprudelte hier aus drei Quellen Wasser empor und es entstanden die Seen.
  Peter Engelhardt

 
 
 

Jayestha See
Fotos von Peter Engelhardt - 1979
 

 
 
 

Jayestha See II
Foto von Ian Watkinson - 1980

Der Jayestha ist der größte und bedeutendste See, die zwei kleineren Seen sind meistens ausgetrocknet. Hier befindet sich auch einer der wenigen Brahma-Tempel, weil sich nur hier Brahma manifestiert haben soll. Der Zutritt ist leider nur Hindus gestattet.
  Ian Watkinson

 
 
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Brahma Tempel
Foto von Lichtfaktor

Zum Vollmond im indischen Monat Kartik (Oktober/November) herrscht hier ein riesiges und buntes Treiben. In der Zeit des Pushkar-Mela ist besonders segensreich, im heiligen See ein Bad zu nehmen. Es ist aber nicht nur religiöses Ereignis, sondern auch ein riesiger und berühmter Kamel - und Jahrmarkt.
  Lichtfaktor

 
 
 

Pushkar Mela

Hunderttausende erobern den kleinen und beschaulichen Ort mit zehntausenden Kamelen und schlagen in den Dünen um den See herum ihr Lager auf.
 

 
 
 

Pushkar Mela II

Sie errichten Verkaufstände und bauen Karussels und Riesenräder auf.
 

 
 
 

Jahrmarkt mit Riesenrädern
Fotos von Peter Engelhardt - 1979

Ich logierte in einem Hotel direkt am See. Noch war es angenehm ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm genießend setzte ich mich in der Dämmerung auf das Dach meines Quartiers, in dessen Mitte sich ein kleiner Garten befand. Daneben ragte ein riesiger Baum in den sich rotgolden färbenden Himmel, das von dem blau-grün-gold der sich hier allabendlich versammelnden Pfauen bereichert wurde. Sie hatten sich schon aus der Ferne angekündigt mit ihrem "Piau...Piau!"; verzweifelt 'nach Wasser' rufend, wie es die Inder deuten.
 

 
 
 

Stolzer Pfau
Foto von Ardian Fu

Aber die stolzen Geschöpfe hatten nicht lange Gelegenheit das letzte Gold des Tages aus der Höhe des Baumes zu genießen und ihre schillernde Farbenpracht zeigen zu können, denn sie wurden durch die überall präsenten Affen verscheucht. Da halfen auch die rasselnden Bewegungen der Hähne mit ihren gefächerten Schwanzfedern nicht. Ein elektrisierender Laut, der durch und durch geht, einen fast schaudern lässt; und auch nicht die großen blau irisierenden „Augen“, die fressfreudige Feinde erschrecken soll.
  Ardian Fu

 
 
 

"Pfauenvertreibende Affen"
Digitales Bild von Mimulux

Die Affen aber waren nicht am Fleisch interessiert, sondern wollten nur ihren Stammplatz zurück erobern. Am nächsten Tag sah ich, wie sie eine ganze Bananenstaude einem Obst- und Gemüsehändler klauten. Das war bestimmt für den Ärmsten der Verdienst einiger Tage. Als ich einmal vergessen hatte das Fenster zu schließen, vermisste ich in meinem Zimmer ein paar Süßigkeiten.

Wie gerne wäre ich länger hier geblieben. Die nächste Pushkar-Mela stand kurz bevor, und dann verdoppelten und verdreifachten sich die Hotelpreise.
  mimulux

 
 
 

Kamel-Safari
Foto von Lichtfaktor

Von Pushkar aus konnte man auch Kamelsafaris in die indische Wüste unternehmen. Ich wurde von ihrem verführerischen Geruch gelockt, aber widerstand auch dieser kostspieligen Versuchung. Mit meiner wertvollen und gefährlichen Fracht sollte ich besser möglichst schnell weiter nach Goa reisen. Wie es einige Andere auch taten, denen ich hier begegnet war.


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© by Chris De Bié admin: 17.03.2019