Chris De Bié - Storia Theurgica - The Hippie trail - www.storiatheurgica.net
english | contact | deutsch
 
Storia Theurgica
The Hippie trail


Einleitung

- _1. Die Flucht
- _2. Tor zu Asien
- _3. Persien
- _4. Afghanistan
- _5. Pakistan
- _6. Indien
- _7. Nepal
- _8. Zurück nach Europa
6. Indien

Amritsar - Haridwar - Rishikesh - Manikaran - Pushkar
Bombay - Goa - Hampi - Dharamsala - Gorakhpur

 
Haridwar

Haridwar ist einer der heiligsten Plätze Indiens, und einer der Orte, wo alle 12 Jahre eines der vier Kumbh Melas stattfindet. Die drei anderen Orte sind Nasik am Godavari-Fluss, Ujjain am Shipra-Fluss und Allahabad am Zusammenfluss von drei heiligen Flüssen; Ganges, Yamuna und Saraswati.

Ich ging durch die von Pilgern bevölkerten und von ihnen gut lebende Stadt zum Ganges. Die Hindus nennen ihn "Gangama" oder Mutter Ganga. Das Bad im Fluss soll von Sünden reinigen und verspricht Absolution. Viele Hindus wollen nach Möglichkeit am Ganges sterben und ihre Asche im Fluss verstreut wissen.
 
 

 
 
 

Hari-ki-Pauri
Foto von Ting Po

Direkt in der Nähe von Hari-ki-Pauri, dem Hauptzielpunkt der Pilger, fand ich einen Hofeingang mit einem Schild:
Prof. Kriparam Sharma - Philosopher and Spiritual Technologiest
"Wow, ein Philosoph!" dachte ich und ging durch den Hof in einen gewölbten und muffigen Raum. Es war Monsun-Zeit, und die Spuren die er alljährlich hinterließ waren nicht zu übersehen. Mich empfing ein alter, kahlgeschorener Mann in einem Dhoti, einem langen Stück dünnem Baumwollstoff, das in der Taille zusammengeknotet und dann hosenartig um die Beine geschlungen wird. So wie man Mahatma Gandhi immer gesehen hat. Der Professor hatte einige Pilger zu Gast und suchte in seinen zusammengerollten Büchern nach Einträgen von deren Verwandten. Mit gefalteten Händen beugte ich mich zur Begrüßung.
"Namaste, Prof. Sharma! Ich bin ein Freund von Peter aus Deutschland." "Herzlich Willkommen! Peter ist ein sehr lieber Jünger von mir, und ich freue mich einen seiner Freunde kennen zu lernen. Ich bin im Moment beschäftigt. Komme bitte morgen früh vorbei!"

Es regnete wieder, und ich hätte jetzt gerne einen Dhoti getragen. Meine weisse Baumwollhose wurde auf der matschigen Straße immer schmutziger. Ich ging in der anbrechenden Abenddämmerung zu einem Restaurant am Fluss, um dort auf das allabendliche Spektakel aus Farben, Klängen und Gerüchen zu warten. Neben mir saßen ein paar Sikhs, die ziemlich betrunken wirkten. Und das in einer 'dry-area'. In Haridwar und Rishikesh gilt absolutes Alkoholverbot, und auch der Verzehr von Fleisch ist verboten. Dafür schien hier um so mehr 'Charas', wie die Inder Haschisch nennen, geraucht zu werden. Das Kumbh Mela lag erst ein paar Monate zurück, bei dem sich Saddhus aus den entlegensten Teilen Indiens versammeln. An einem einzigen Tag bevölkerten 10 Millionen Pilger die Stadt. Eine logistische Meisterleistung. 2001 waren es in Allahabad 90 Millionen. Und der Geruch von Charas dürfte allgegenwärtig gewesen sein. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass einer der drei Hauptgötter, Shiva, Charas raucht.

Glocken und Muschelhörner kündigten das Aarti an.
  Ting Po

 
 
 

Muschelhorn

Kleine Schiffchen aus Blättern, diyas genannt, gefüllt mit Blumen, Kerzen und Räucherwerk, wurden dem heiligen Fluss geopfert.
  Lichtfaktor

 
 
 

Aarti

Ich versuchte meines in der Mitte von vielen Anderen zu verfolgen. Und ich sah es als gutes Omen an, dass mein leuchtendes Opfer noch lange zu sehen war.
 

 
 
 

Aarti II

Ich ging weiter flussaufwärts, und sah auf einer kleinen Insel ein Feuer brennen. Das wollte ich in den nächsten Tagen näher erkunden.

"Namaste, Professor!"
"Willkommen, mein Freund!
Es freut mich, einen Freund von Peter kennen zu lernen. Zuerst mußt Du ein rituelles Bad im Ganges nehmen, und ich werde Dich mit einer Zeromonie begleiten."
Es kam ein ärmlich aussehender Pilger herein.
"Möchtest Du etwas spazieren gehen oder bleiben?"
Ich blieb, und schaute mir das weitere Geschehen an. Mr.Sharma suchte in seinen Büchern nach irgendwelchen Einträgen. Der Mann konnte sich anscheinend eine Bad-Zeremonie nicht leisten, und der Professor beließ es bei ein paar Segenssprüchen.
Ohm Vishn..Ohm Brahm..Ohm Shiv...
Als er vom Pilger einen Zehnrupienschein angeboten bekommt, beschwerte er sich:
"Ist Dir der Segen der Götter nicht mehr wert?"
Worauf der arme Mann mit weinerlichem Gesicht weitere Rupien aus seiner durchlöcherten Hose kramte. Ich war etwas geschockt.
Er erklärte mir die Bedeutung des OM. Es steht für den transzendenten Urklang, aus dem das gesamte Universum entstand. Das Mantra aller Mantren. Es symbolisiert die Dreiheit der geistigen, körperlichen und der unbewussten Welt. Und die Trimurti, die hinduistische Dreieinigkeit. Vereint im formlosen Brahman.

om/om.png = OM
om/vishnu.png = Vishnu (Erhalter) om/brahma.png = Brahma (Schöpfer) om/shiva.png = Shiva (Zerstörer)

Am Fluss ließ ich mir den Kopf, von einem der vielen Friseure, kahl rasieren.
 

 
 
 

Friseur
Fotos von Lichtfaktor

Nur mit meiner Unterhose bekleidet, nahm ich ein mit Segnungen begleitendes Bad. Wir opferten ein diya, dem mein Brahmane einen Zettel hinzufügte. Auf ihm gelobte ich, kein Fleisch mehr zu essen. Ich war ja ohnehin Vegetarier. Ich entlohnte ihn mit 50 Rupien und verabredete mich für den nächsten Tag.

Am Abend ging ich zur Insel, die über einem kleinen Steg zu erreichen war. Um das Feuer saßen ein paar Saddhus und eine junge Deutsche. Sie war die Einzige, die nicht am, sich ständig kreisenden, Chillum zog. Sie hieß Sheela. Ich erfuhr, dass Ihr Baba bis zu den Ministerien nach Delhi gefahren ist, um für sie ein Residenz-Visa zu bekommen. Sie lebte schon seit einiger Zeit mit dem Baba auf der Insel, und hinterließ einen sehr starken Eindruck auf mich. Viele Jahre später erfuhr ich, dass sie ihrem Baba einen Tempel gebaut hat, und in Haridwar wie eine Heilige verehrt wird.

Am nächsten Tag machte der Professor eine Art Orakel mit mir. Auf einem Papierbogen waren Felder wie Ja und Nein. Ich erinnere mich nicht mehr, was sonst noch darauf stand. Ich legte mit Anderen zusammen die Hand auf eine Münze, die nach einer Frage auf eines der Felder wanderte. Natürlich wurde sie vom 'Guru' gesteuert. Er prophezeite mir, das ich eine Frau namens Sheela treffen würde. Als ich ihm entgegnete, das ich sie schon kannte, erwiderte er:
"Das Orakel schließt auch die Vergangenheit mit ein!"
Ich weiss nicht mehr was ich antwortete. Aber alles kam mir sehr dubios vor.


weiter
 

 
 
oben / top
© by Chris De Bié admin: 17.03.2019