Chris De Bié - Storia Theurgica - The Hippie trail - www.storiatheurgica.net
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Storia Theurgica
The Hippie trail


Einleitung

- _1. Die Flucht
- _2. Tor zu Asien
- _3. Persien
- _4. Afghanistan
- _5. Pakistan
- _6. Indien
- _7. Nepal
- _8. Zurück nach Europa
4. Afghanistan

Herat - Kabul - Bamiyan - Khyber-Pass

 
Kabul


Es war eine anstrengende Fahrt durch eine karge Landschaft. Die harten Holzsitze des Busses waren z.T. brüchig und durch die kaputten Fensterscheiben drang der Wüstenstaub. In der Mittagshitze machten wir einen längeren Stop in Kandahar.

 

Zwischen Herat und Kandahar
Foto von Hans Grimm - 1975

Ich füllte meinen Proviant an Trockenfrüchten auf und in einer Teestube wurde mir ein eiskalter Bhang Lassie (Getränk aus Milch, Joghurt und Cannabis) angeboten. Das war eine wahre Erfrischung, machte den Rest der Fahrt erträglicher und erwies sich als gutes Schlafmittel. In der Morgendämmerung erreichten wie endlich Kabul und man sah die ersten Ausläufer des Hindukush.

Im Gegegensatz zu Herat und Kandahar fand man in Kabul so ziemlich alles an das westliche Touristen gewöhnt waren. Ich nahm ein Zimmer im Hotel Bamiyan und ging direkt zum Sigis Restaurant, einer dieser legendären Plätze. Es gehörte einem Deutschen aus Erlangen, der nach einer verspielten Bewährung wegen Apothekeneinbrüche nach Afghanistan geflüchtet war.
  Hans Grimm

 
 
 

In der Mitte des Gartens gab es ein sehr großes Schachbrett, mit 30 x 30 cm großen Quadraten und 90 cm hohen Figuren. Die Leute saßen drumherum, schauten dem Spiel zu, und genossen dabei ein leckeres Essen. Die Puddings und der Kartoffelsalat waren köstlich, aber auch relativ teuer. Einige waren die ganze Zeit damit beschäftigt Fliegen mit ihren Klatschen zu töten
"Die werden als Fliegen wiedergeboren!", dachte ich.
Das widerte mich an und ich ging aufs Dach, wo man bei Joints und Wasserpfeifen dem Treiben zuschauen konnte. Unten durfte man nicht rauchen.
 

 
 
 

Schachbrett
Foto von Ian Watkinson - 1976

Oben traf ich Antoine und Chantall. Sie luden mich zu meinem allerersten Chillum ein, einer indischen Haschischpfeife, und stellten mich ihrem Freund Claude vor, der gerade aus Goa zurück kam. Wir hörten "Gold & Silver" von Quicksilver Messenger Service. Claude schwärmte von den Fullmoon-Partys und Flohmärkten und war auf dem Heimweg nach Paris. Er wollte Weihnachten zurück in Goa sein, musste sich dafür aber erst das Geld verdienen. Mein Freundespaar lud mich ein mit ihnen zusammen nach Indien zu reisen. Aber ich wollte mehr von Afghanistan sehen, und verabschiedete mich mit den Worten:
"I'll see you Christmas in Goa."

Ich ging durch die Chicken-Street vorbei an kleinen Supermärkten und Hippie-Shops. Hier fand man Silberschmuck mit dunkelblauem Lapislazuli, den man nur in Afghanistan findet, und mit hellblauen Türkisen aus Persien. Tibetischer Schmuck mit grünen Türkisen und Koralle, afghanische Klamotten mit Hippietouch und Sachen aus Indien. Ich verließ den Laden mit einer bunten Weste und ging zum Bazaar.
  Ian Watkinson

 
 
 

Markt
Foto von Hans Grimm - 1975

 

 
 
 

Bazaar
Foto von Ian Watkinson - 1976

Auf dem Weg begegneten mir immer mehr kaputtaussehende Freaks. Ihrem Weg folgend geriet ich eine dunkle Opiumhöhle. Ein bittersüßer Duft empfing mich. Mehr als zwei Pfeifen schaffte ich nicht und wollte mich auch nicht am Wettrauchen beteiligen bei dem sich schon einige Leute übernommen hatten. Müde berauscht ging ich zum Hotel in dem ich auch vor zwei Jahre schon gewohnt hatte. Damals war ich mit Fritz, Mike, Franco und den Sattler-Zwillingen hier, um einen alten Polizei-Mannschaftswagen der Marke Opel-Blitz, Baujahr 1953, zu verkaufen. Während der wochenlangen Verhandlungen (am Ende konnten wir noch nicht einmal mehr die Hotelrechnung bezahlen) wurde mein Pass gestohlen. Meine Freunde fuhren nach dem Verkauf nach Indien weiter, ich aber musste in Afghanistan bleiben. Einen neuen Pass bekam ich innerhalb von zwei Wochen, aber kein Exit-Visa. Die Afghanen vermuteten einen Vermerk über die Einfuhr eines Autos, Kassettenrecorders oder etwas anderes Verkäufliches in meinem Pass. Einen Monat lang rannte ich von einem Ministerium zum andern. Schließlich musste ich zurück zur Islam Quala, wo man nach stundenlangem Suchen in Papierbergen, meinen Eintrag fand, aus dem hervorging, dass ich nichts eingeführt hatte. In Kabul bekam ich dann endlich mein Exit-Visa. Damals nutzte ich den ungewöhnlich langen Aufenthalt, um die Buddhas von Bamiyan und die Seen von Band-e-Amir zu besuchen.

Kabul war nicht nur das Paradies der Kiffer, sondern auch der Junkies. Als ich einen sah der sogar Afghanen anbettelte beschloss ich nochmal nach Bamiyan zu fahren. Hier drehte sich fast alles nur um Drogen. Es gab allerdings auch Leute auf einem spirituellen Trip. Die waren auf dem Weg nach Rishikesh zu Maharishi Mahesh Yogy, berühmt als Guru der Beatles, oder fuhren zu Bhagwan Shree Rajnesh nach Poona.

Auf dem Weg zum Busbahnhof traf ich Stefan, den ich zum Frühstück einlud. Die Deutsche Botschaft hatte ihm ein paar Dollars geliehen, und in einer Woche konnte er sich einen neuen Pass und ein Rückticket nach Deutschland abholen. Er erzählte mir, dass die Botschaft voller Hilfesuchender gewesen ist. Darunter war auch ein Junkie aus Berlin, der seinen Pass verkauft hatte, um seine Sucht zu finanzieren. Vielleicht wird ja mal der Moment kommen, bei dem ich eine andere Identität annehmen muss, und einem Ausgebrannten den Pass abkaufe. Stefan wollte trotz seiner schlechten Erfahrung versuchen Weihnachten in Goa zu sein. Immerhin konnte er als freier Mann, mit Hilfe der Botschaft, nach Deutschland zurückkehren. Ich würde in der Botschaft verhaftet werden. Deutsches Hoheitsgebiet. So fuhr ich nach Bamiyan um mir den Segen der Buddhas zu holen.


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© by Chris De Bié admin: 17.03.2019