Obertongesang, bundlose Gitarre, Fujara,
Percussion, Bass- und Drumprogrammierung
von Adrian Ouarar.
Trotz der atemberaubenden Landschaft schlief ich für einige Stunden ein, und wurde geweckt von dem Blöken eines Schafes, welches man hinten im Bus untergebracht hatte.
Ich genoss die Ruhe nach dem lauten Kabul. Ungefähr 900 Höhlen gruppierten sich um die imposanten Buddha-Statuen. Die Gesichter hatten die Horden von Dschingis-Khan im 13. Jahrhundert herausgeschlagen und danach haben etliche andere Barbaren ihre Spuren hinterlassen. Als ich 2001 die Bilder von der totalen Zerstörung durch die Taliban sah, musste ich weinen. Wie sie wirklich mal ausgesehen haben könnten schilderte der chinesische Mönch Xuanzang in seinen Aufzeichnungen aus dem Jahre 632. Auf der Suche nach buddhistischen Texten verschlug es ihn auf seiner abenteuerlichen Reise bis nach Bamiyan und er berichtete von Gold überzogenen und mit Juwelen geschmückten Statuen. Und er schwärmte auch von einem riesigen, schlafenden Buddha. 300 Metern messend lag er zu Füßen seiner Brüder.
Grosser Buddha
Ich ging durch die Höhlen, die mit Gängen untereinander verbunden waren, zum Kopf des großen Buddha, und fühlte eine unglaubliche Energie. In diesen Höhlen hatten Tausende Mönche zum Wohle aller Lebewesen meditiert.
Im Inneren der Höhlen
Über dem Kopf des Buddha bewunderte ich ein Fresco. Auch wenn es verblasst war, strahlte es immer noch. Ich setzte mich nieder. Von hier oben konnte man das ganze Tal überblicken.
Ansicht von der Spitze des Buddhas
Fotos von John Bower - 1972
Ich schloss meine Augen und nahm die Energie dieses magischen Ortes auf. In meinem inneren Ohr wurden die Jahrhunderte von Mantra-Rezitieren und Chanten wieder zum Leben erweckt. Es erfüllte das Höhlenlabyrinth, und Hörner und Trommeln ließen das Kloster vibrieren. Bilder von unendlicher Weite und ein Gefühl von Ewigkeit erfüllten mich. Und ich sah den unversehrten goldenen Buddha. In seinem roten Gewand und seinen geöffneten Augen aus Lapislazuli wachte er über das gesegnete Tal.
Goldener Buddha
Bild von Chris De Bié
AUS DEN HÖHLEN
Als ich meine Augen öffnete, war es schon fast dunkel. Glücklicherweise hatte ich eine Taschenlampe dabei, und so wurde mein Rückweg zu einem kleinen Abenteuer. Im Hotel hatte man sich schon Sorgen gemacht. Voller Dankbarkeit über diese Erfahrung schlief ich ein.
Am nächsten Morgen unternahm ich einen Tagesausflug zum 75km entfernten Band-e-Amir. In einem komfortablen Minibus näherte ich mich einem grandiosen Natur-Schauspiel. Auf einer Höhe von 3000 Metern wird man überwältigt von den 6 Seen, die durch natürlich entstandene Travertindämme entstanden sind.
Travertindamm Foto von Mick Whelan - 1971
Band-e-Kambar ist mittlerweilen fast ausgetrocknet und heute redet man nur noch von 5 Seen. Bedingt durch unterschiedliche Mineralien und Wassertiefen erstrahlen sie in Lapislazuliblau und haben die Farbe von grünen und blaugrünen Türkisen.
Wen wunderst? Die schönsten Lapislazuli kommen aus der ca. 400 Km entfernten Provinz Badakhshan und die wertvollsten Türkise findet man in der Gegend des ca. 700 km entfernten Ali-Mersai Berg in Persien. Man wird sprachlos beim Anblick dieses Naturwunders
Band-e-Amir II
Mit 'unbeschreiblich schön' beschreibt man es noch am besten. Später erzählte mir Irish Mick, dass er so dumm war in einen der eiskalten Seen zu springen. Es war wie in einem Zeichentrickfilm und er flog buchstäblich wieder raus. Nach seinem "Sprung" kam er zu einem kleinen Schrein. Da war ein Mullah der einen Strick um die Pilger band und sie in den See warf.
Wahrscheinlich entschied er wie lange sie in dem See bleiben mussten um für ihre Sünden zu büssen.
Band-e-Amir III Fotos von Mick Whelan - 1971
Während meiner letzten Reise war dieser Ort mit Schnee bedeckt und Alles erschien noch unwirklicher. Lapislazuli und Türkise in einem Meer aus Puderzucker. Mit etwas Glück sah man die Spiegelung der Berge in dem kristallklaren Wasser und am Horizont die Schneegipfel des Hindukusch.
Die folgende Woche verbrachte ich fast ausschließlich im Höhlenkloster. Ich wäre gerne länger geblieben, aber ich war nicht auf einer reinen Vergnügungsreise. Gestärkt und bestärkt im Glauben an eine göttliche Gesetzmäßigkeit und Gerechtigkeit fuhr ich nach Kabul zurück, wo ich noch einige Tage verbrachte. Ich genoss diese Atmosphäre von 'Love & Peace', war aber auch angeekelt von den vielen Junkies. So kaufte ich mir ein Ticket nach Peshawar. Die Straße von Kabul nach Peshawar velief zum großen Teil entlang des Kabul Flusses. Er entspringt nicht weit entfernt von Kabul und mündet im Indus.